Was ist Achtsamkeit?

„Achtsamkeit bedeutet, auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein: bewusst im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen. Achtsamkeit ist eine einfache und zugleich hochwirksame Methode, uns wieder in den Fluss des Lebens zu integrieren, uns wieder mit unserer Weisheit und Vitalität in Berührung zu bringen“ (Jon Kabat Zinn)

„Die Haltung der Achtsamkeit umfasst Wahrnehmung des Körpers und des Geistes im gegenwärtigen Augenblick. Die Einübung der Haltung der Achtsamkeit ermöglicht eine Bewusstseinsschulung im Dienste der Selbsterkenntnis.“ (Vera Kaltwasser)

Die Praxis der Achtsamkeit hat ihren Ursprung in einer zweieinhalbtausend Jahre alten buddhistischen Lehre. Man unterscheidet zwischen formellen Übungen (Sitzmeditation, achtsames Gehen, Bodyscan und Yogaübungen) und informellen Übungen (Achtsamkeitspraxis im Alltag: automatische Handlungen wie z.B. das Zähneputzen  bewusst und ganz im Hier und Jetzt durchführen). Das Üben des Innehaltens schafft einen Raum, der es ermöglicht spontane Reaktionen zu unterbrechen und aus einem nicht wertenden Geist heraus zu handeln. Indem wir die Aufmerksamkeit bewusst auf den gegenwärtigen Moment richten ohne die Situation, die Gedanken und die Gefühle zu bewerten, lernen wir uns nicht so schnell in Gedanken über die Zukunft oder Vergangenheit zu verlieren. Kern der Achtsamkeit ist somit die Akzeptanz dessen, was gerade passiert. So erlangen wir mehr Selbstzufriedenheit und ein Gefühl von Weite und Offenheit stellt sich ein.

Susan Kaiser Greenland zeigt in ihrem Buch „Wache Kinder“ anhand von vier Einsichten (vier Grundwahrheiten) einen Leitfaden für die Vermittlung von Achtsamkeit an Kinder und ihre Familien auf. Diese vier Einsichten basieren auf den vier buddhistischen Grundwahrheiten:

  • 1. Es gibt Leiden
  • 2. Es gibt eine Ursache für das Leiden
  • 3. Es gibt ein Ende des Leidens
  • 4. Es gibt einen Weg, der zu diesem Ende führt

1. Das Leben hat seine Höhen und Tiefen
Junge Menschen und Erwachsene sind in der heutigen Zeit einer Vielzahl von Problemen ausgesetzt. Die meisten lassen sich auf Stress oder stressauslösende Situationen zurückführen. Stress sollte unter verschiedene Aspekten betrachtet werden. Eine entscheidende Rolle spielen hierbei der Stressauslöser und die Stressreaktion. Beide Aspekte beeinflussen sich gegenseitig. D.h. Eine sich ständig im Wandel befindende Umwelt und ein Individuum mit all seinen Eigenschaften, Erfahrungen, seiner Genetik, seiner momentanen Disposition etc. reagieren aufeinander. Einen entscheidenden Beitrag zum Erleben von Stress leistet dessen Bewertung und somit ist das Stressempfinden und damit einhergehend die Stressreaktion im Körper zum größten Teil etwas Subjektives.

2. Verblendung macht das Leben schwerer, als es sein muss
Das wichtigste im Umgang mit Stress ist das Innehalten, um dann aus einer klaren Haltung heraus die Ursache bzw. die Situation betrachten zu können. Diese achtsame Herangehensweise hilft uns zu bemerken, was  im Außen und im Innen passiert. Klares Sehen ohne zu bewerten oder reaktiv zu handeln hilft uns zufriedener und ausgeglichener zu werden.

3. Glück ist in Reichweite
Auch wenn wir wissen, dass der Schmerz oder die unangenehmen Gefühle enden, fällt es häufig schwer, sich dies in belastenden Situationen bewusst zu machen.
Manchmal ist ein Perspektivenwechsel nötig, um sich nicht in Problemen zu verstricken. In Situationen, an denen wir zunächst nichts ändern können (z.B. chronische Schmerzen),  ist es hilfreich sich klar zu machen, dass erst durch Widerstand dagegen Leiden entsteht bzw. verstärkt wird. „Dass Leiden existiert und dass es endet, sind offensichtliche Tatsachen des Lebens, aber die Vorstellung, dass wir uns dafür entscheiden können, inmitten des Leidens glücklich zu sein, ist weniger offensichtlich.“ (Susan Kaiser Greenland)

4. Der Schlüssel zum Glück
Über das Entwickeln von Achtsamkeit – unseren Körper, unser Reden und unseren Geist betreffend – erfahren wir, wie Glück bringend wir für uns selbst und unsere Mitmenschen sein können.
Achtsamkeit in sein Leben zu integrieren sollte immer als Prozess verstanden werden und nicht als unveränderliche Eigenschaft oder als Charaktermerkmal.